Die Ausbildung eines Ritters begann bereits im Knabenalter mit ca. 7 Jahren. Die Kinder verließen ihr Elternhaus und wurden von einem befreundeten Ritter oder einem adligen Hof aufgenommen. Die Unterweisung an den verschiedenen Waffen gehörte ebenso zur Ausbildung wie das Erlernen höfischer Umgangsformen. Danach folgte die Zeit als Knappe bei einem Ritter, dem sie treu zu dienen hatten und bei dem sie ihre Ausbildung vollendeten. Im Alter von 21 Jahren wurde der Knappe feierlich mit der sogenannten Schwertleite in den Ritterstand erhoben. Ausbildung, Schlachtross und Ausrüstung kosteten sehr viel Geld.
Die Ritter dienten ihren Lehensherren als treue Vasallen, vor allem bei kriegerischen Auseinandersetzungen auf dem Schlachtfeld. Sie erhielten von ihnen im Gegenzug Ländereien mit den dazugehörigen leibeigenen Bauern, die das Land bewirtschafteten. Ritter lebten teilweise auf Burgen, hatten ihre Wohnungen aber auch außerhalb davon. Zu den Alltagsbeschäftigungen eines Ritters zählte die Jagd und die Teilnahme an Turnieren. Die langen Abende in den meist kalten Gemäuern verbrachten sie häufig bei Musik und Tanz, aber auch mit Gesellschaftsspielen.
Von großer Bedeutung war die ritterliche Werteskala. Eigenschaften wie Tapferkeit und Treue für ihren Lehensherrn bildeten die Grundlage dafür. Christliche Tugenden wie Barmherzigkeit gegenüber den Armen und Schutz der Schwächsten der mittelalterlichen Gesellschaft rundeten das Bild eines perfekten Ritters ohne Fehl und Tadel ab. Ihre besondere Bestimmung fanden sie während der Kreuzzüge, als sie ins Heilige Land zogen, um dort das Christentum gegen die heidnischen Muslime zu verteidigen.
Mit dem Aufkommen von Armbrüsten, Langbogen und Feuerwaffen verloren die Ritter gegen Ende des Mittelalters an Bedeutung. Landsknechte, die besser bewaffnet waren und in geschlossenen Gruppen kämpften, bestimmten fortan das Schlachtgeschehen. Das Leben spielte sich nun zu einem überwiegenden Teil in den Städten ab, was den Rittern ihre Lebensgrundlage entzog. Einige verdingten sich als Raubritter in den Wäldern, andere legten ihre Rüstungen ab und zogen ihrerseits in die Städte.
Auszug aus der Schönen Witwe: Ludemann genehmigte sich einen kräftigen Schluck Branntwein und rülpste herzhaft. „In den letzten Jahren hat sich vieles verändert, und das nicht unbedingt zum Guten. Du wirst es erleben, dass wir Ritter eines Tages überflüssig werden. Wenn du dir vor Augen hältst, wie lange unsere Ausbildung und die unserer Schlachtrösser dauert und wie rasch das Leben durch einen einzigen Bolzen oder den gezielten Pfeil eines Bogens beendet sein kann, wird kein Landesherr mehr einen Ritter in seine Dienste nehmen. Fußtruppen werden zukünftig den Ausgang einer Schlacht bestimmen. Du bist noch jung. An deiner Stelle würde ich mir Gedanken machen, ob du deinen Lebensunterhalt einst als Kräutermann oder aber als Pfaffe verdienen willst.“





