Die Zeit wird immer schnelllebiger und die Kinder der heutigen Generation verbringen unfassbar viel Zeit im Internet und an ihren Handys. Denkbar schlechte Voraussetzungen, Altes und Traditionelles zu bewahren und Vieles, was uns früher lieb und teuer war, für nachfolgende Generationen zu erhalten.
Meine Kinder- und Jugendzeit verbrachte ich in den 60er und 70er Jahren auf Burg Birkenfeld, wo ich 1962 quasi auf den Ruinen der alten Wehranlage geboren wurde. Für uns Kinder waren diese Ruinen und der nahegelegene Wald ein Paradies. Wir konnten Fußball oder Verstecken spielen oder einfach nur ziellos durch die Gegend streifen. Ein Kinderprogramm vor dem Fernseher gab es anfangs noch gar keins, später dann irgendwann am Nachmittag für höchstens ein bis zwei Stunden. Internet und Handys existierten, wenn überhaupt, nur in Science-Fiction-Filmen aus Amerika.
Die leider nur noch spärlich vorhandenen Reste der alten Sponheimer Burg und des darauf folgenden Wittelsbacher Schlosses haben mich schon als Kind fasziniert. Häufig bin ich alleine durch die Burganlage gegeistert und habe jede verwunschene Ecke aufgestöbert und untersucht. Heimlich habe ich nach einer vergrabenen Schatztruhe Ausschau gehalten und davon geträumt, diese bei Nacht und Nebel zu bergen. Von was kleine Buben halt so träumen, bzw. früher einmal geträumt haben.
Auch wenn ich jetzt bereits seit vielen Jahren in Bonn wohne, hat mich die Verbindung zur alten Burg niemals losgelassen. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, spaziere ich auch heute noch durch die verbliebenen Ruinen und hänge meinen Gedanken nach.
Von diesem Umfeld geprägt kam ich vor beinahe 20 Jahren auf die Idee, einen historischen Roman zu schreiben, dessen Schauplätze meine Heimatstadt Birkenfeld und natürlich die alte Sponheimer Burg sein sollten. Die nahe gelegene alte Hinrichtungsstätte auf dem Krausberg war ein weiterer Baustein bei der Entwicklung der Handlung. Der Roman sollte „Der Scharfrichter“ heißen und vom Leben und Wirken eines Scharfrichters aus dem Mittelalter erzählen, verbunden mit einer möglichst spannenden Krimihandlung.
Nach über einem Jahr intensiven Forschens und Schreibens gelang es mir tatsächlich, diesen Roman fertig zu stellen. Bis zur Veröffentlichung dauerte es jedoch noch bis zum Dezember 2010. Für einen Hobbyschriftsteller wie mich wurde das Buch ein beachtlicher Erfolg. Trotzdem war für mich klar, dass es sich um einen einmaligen Versuch handelte, denn die Erstellung des Romans hatte viel Zeit und Energie verschlungen. So vergingen Jahre, in denen der Gedanke an ein weiteres Buch ungefähr so weit entfernt war wie das Ende der Welt.
Erst die Erstellung eines Hörbuches vor zwei Jahren hat dazu geführt, dass ich mich wieder mit den Protagonisten und Schauplätzen des Scharfrichters beschäftigen musste. So reifte - auch für mich völlig überraschend - die Idee, nach fast 20 Jahren eine Fortsetzung zu schreiben, die den Titel „Der Scharfrichter – Band 2 – Die schöne Witwe“ trägt. Einer der wichtigsten Schauplätze ist wiederum die altehrwürdige Burg Birkenfeld; Hauptperson ist natürlich Rudolf Nagel, der Sohn des ehemaligen Scharfrichters. Außerdem gibt es da noch eine unglückliche junge Frau aus seiner Vergangenheit, die alle nur die schöne Witwe nennen. Die Rückmeldungen zu dieser Fortsetzung, die im vergangenen Jahr erschienen ist, sind durchweg positiv.
Was mag sich wohl vor mehr als 600 Jahren tatsächlich auf Burg Birkenfeld zugetragen haben? Wir werden es nie erfahren. Als Kind hat mich der Film die „Die Zeitmaschine“ fasziniert, mit der es möglich war, sowohl in die Zukunft als auch in die Vergangenheit zu reisen. Hätte ich eine solche zur Verfügung, ich wüsste, wohin mich mein erster Weg führen würde. Ich glaube, das ist nicht schwer zu erraten.
Ein dritter Teil zum Scharfrichter ist jedenfalls auch noch geplant, wenn auch nicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Ich habe schon einige Ideen im Kopf. Die Hauptrolle wird wieder Rudolf spielen, der Sohn des ehemaligen Birkenfelder Scharfrichters, und natürlich auch - die schöne Witwe.








Über mich

